Quelle: Top Hotel – das Magazin der Hotellerie // Verena Usleber & Janina Reich
Landhotel Voshövel am Niederrhein
Christopher (34) und Katharina Klump (32) haben den Schritt gewagt. 2012 haben die Geschwister das Landhotel Voshövel am Niederrhein von ihren Eltern übernommen. Genauer gesagt ab 2012. Denn einen Stichtag X gab es nicht, erklärt Katharina Klump, die unter anderem eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau im Hotel Bareiss in Baiersbronn sowie ein Studium der Unternehmensführung absolviert hat. Bereits während die beiden auswärts gearbeitet und studiert haben – Christopher Klump ist Betriebswirt, hat im Atlantic Hotel Hamburg Koch gelernt und war bereits im Marketing tätig – hielten sie immer den Kontakt zum elterlichen Hotel und übernahmen Projekte. Für den ganzheitlichen Einstieg in den Betrieb des Vier-Sterne-Superior-Hauses nahmen sich die Geschwister drei Jahre lang Zeit. »Im ersten Jahr waren wir vor allem Beobachter «, erklärt die heutige Gastgeberin des Hotels mit 80 Zimmern und 100 Mitarbeitern. Die Anteile der Besitzgesellschaft wurden erst 2015 zu 90 Prozent von den Eltern, Carmen und Werner Klump, übertragen. Das Ehepaar hatte das Haus seit 1986 quasi im Alleingang von einer Ausflugsgaststätte zu einem Vier-Sterne-Superior-Hotel ausgebaut – mit viel Fleiß und Liebe zum Detail. Das Herzensprojekt der Eltern zu übernehmen war auch deshalb nicht immer leicht, das geben die Kinder zu: »Eine riesige Herausforderung war die Kommunikation und Rollenfindung in einem wachsenden Unternehmen – Kompetenzen und Wünsche abzugleichen sowie Erwartungen auch ehrlich zu äußern.« Geholfen habe eine gewisse Portion Demut auf Seiten der Kinder und eine gemeinsame Vision aller. Sowie vor allem eine professionelle externe Hilfestellung. »Dabei ging es weniger um hotelspezifische, als vielmehr um verhaltensspezifische Unterstützung«, erklärt Christopher Klump. Er sagt ehrlich: »Die Moderation dieser wichtigen Gespräche hätten wir alleine nicht hinbekommen. « Besonders bedeutungsvoll sei zudem, dass auch die Eltern die Traditionen nicht fundamental, sondern in sinnvollem Maße aufrechterhalten wollten und Innovation zuließen. »The best of both worlds, sozusagen «, so Klump. Dem stimmen auch die Seniorchefs zu, die ihren Kindern aktuell noch zur Seite stehen. »Eine Grundvoraussetzung für die Übergabe war, nicht alles alleine entscheiden zu wollen«, meint Werner Klump. Heute gibt es im Hotel eine erkennbare Rollenverteilung. »Unsere Aufgabenbereiche sind klar abgegrenzt. Zudem sind wir alle zusammen die Hoteldirektion «, sagt Christopher Klump, der für den Bereich F&B und Bankett, Logis und Marketing zuständig ist. Schwester Katharina Klump kümmert sich um die Themen Human Resources, Qualitätsmanagement und Spa, während die Eltern unter anderem für Housekeeping und Baubegleitung verantwortlich sind.
Einen recht großen Umbau haben die Geschwister bereits hinter sich: 2016 wurden 30 zusätzliche Zimmer und ein 3.500 Quadratmeter großer Spa-Bereich realisiert. Bereits ein Jahr zuvor hatte Vater Werner Klump eine Alpenhütte für Feste bauen lassen – benannt nach seinem Vater. Insgesamt hat die Familie in den vergangenen fünf Jahren zehn Millionen Euro in das Hotel investiert. Auch in der Führungsetage ergaben sich in dieser Zeit einige Wechsel. Das Gestalten der jüngsten Vergangenheit des Hotels hat sich für die Geschwister laut eigener Aussage immer spannend und nur selten angsterfüllt angefühlt. Ihr persönlicher Tipp für eine gelungene Übergabe: »Die Bereitschaft für Kompromisse auf allen Seiten, gemeinsame Visionen, Geduld und vor allem Ehrlichkeit.«
Pop Down Hotel Zillertal, Ried im Zillertal
Einen recht ungewöhnlichen Weg der Übernahme gingen Markus Rist und seine Lebensgefährtin Silvia Gschößer: Sie übernahmen vor rund fünf Jahren den Zillertaler Grillhof von Rists Eltern Elfriede und Herbert und eröffneten darin Ende 2017 übergangsweise ein Pop-up-Hotel. Dazu haben sie das traditionelle Gasthaus ausgeräumt, außen komplett weiß gestrichen, innen unkonventionell eingerichtet und den Keller geflutet. »Diese temporäre Hotellandschaft ist ein kreativer Raum für uns alle, der uns neue Ideen bringt und unser Konzept für das neue Hotel dann nach und nach wachsen lässt«, erklärt der jetzige Inhaber, Markus Rist. Für ihn war es schon immer klar, dass er den Gasthof einmal leiten würde: »Meine beiden älteren Geschwister haben das Haus vor Jahren verlassen. Irgendwie war es mir schon immer bewusst, dass ich den Betrieb übernehme, ich habe nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, das nicht zu tun.« Die Übernahme ging eher schleichend vonstatten, wenn auch nicht immer ganz reibungslos. »Silvia und ich sind in vielen Dingen ganz anders als meine Eltern. Das hat natürlich seine Zeit gebraucht, bis sich meine Eltern daran gewöhnen konnten, dass wir mit dem temporären Hotelprojekt einen nicht so alltäglichen Weg gehen«, so Rist. Mit dieser Zwischennutzung könnten sich aber alle auf den Generationenwechsel einstimmen – sowohl die Familie als auch die Mitarbeiter und Gäste. Dass das ungewöhnliche Pop-up-Konzept bei den scheidenden Betreibern zunächst nicht so gut ankam, ist für Rist verständlich, doch er nehme sich »das Recht, den Betrieb nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten«. »Und die Eltern haben am Ende doch nur das Gleiche im Sinn, wie wir: dass das Hotel funktioniert und dass es uns allen gut geht. Die Wege dorthin mögen ja sehr verschieden sein, doch das Ziel ist dasselbe.« Dennoch hatten Silvia Gschößer und Markus Rist, deren Tochter Josefine nun auch im Hotel aufwächst, großen Respekt vor dem Schritt, schließlich sei es eine »Lebensaufgabe «. Aber: »Wir lieben, was wir tun und wir erfreuen uns an jedem Gast, der zu uns kommt.« Elfriede und Herbert Rist haben sich nun vollständig zur Ruhe gesetzt, nur »hin und wieder kommt ein guter Ratschlag«.
Hotel Acht Linden, Egestorf
Walter W. Kruse vom Vier-Sterne-Hotel Acht Linden in Egestorf (Niedersachsen) hat sein Hotel mit 34 Zimmern und Suiten, zwei Restaurants, einem Pub, einer Eventlocation sowie fünf Tagungsräumen unlängst an seine beiden Söhne und seine Ehefrau übergeben. 30 Jahre lang hatte er das Hotel, das bereits seit 1852 als Gasthaus diente, als Inhaber und Direktor geführt. Er betont, dass der zu übergebende Betrieb zwingend in wirtschaftlicher Hinsicht zukunftsfähig sein muss. »Auch motiviertes Personal und die Chemie innerhalb der Familie sind enorm wichtig«, sagt der 70-Jährige. Dass seine beiden Söhne eine berufliche Laufbahn in der Hotellerie eingeschlagen haben und die Zukunft des Hauses somit gesichert war, beschreibt er als seltenes Glück. Seit Juni führen die Brüder Alexander (42) und Philipp Kruse (33) das Hotel nun in fünfter Generation. Zusammen mit der Ehefrau des Seniorchefs, Susanne Kruse (50), haben sie eine offene Handelsgesellschaft (oHG) gegründet. Susanne Kruse erklärt: »Die Entscheidung für eine oHG lag in der damaligen Situation. Es war klar, dass neben Philipp und mir auch Alexander ins Hotelgeschäft mit einsteigen würde, nur der Zeitpunkt stand anfangs noch nicht fest. Eine oHG bot uns die Möglichkeit, zu zweit sofort handlungsfähig zu sein und Alexander ohne bürokratischen Mehraufwand als dritten Gesellschafter mit aufzunehmen.« Die Übergabe an sich hat die Familie ohne externen Berater gestemmt. »Während meines politischen und ehrenamtlichen Wirkens in Wirtschaftsorganisationen habe ich mich auch mit Erbangelegenheiten beschäftigt. Dank dieses Wissens konnte ich die Umsetzung ohne Beratung angehen«, so der Seniorchef, der seiner Familie weiterhin als Berater zur Seite steht, sich aber aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat. Dort ist Sohn Philipp (Hotelfachmann) zusammen mit Susanne Kruse (Restaurantfachfrau) künftig unter anderem für Küche und Service zuständig. Zudem führt er den »Linden Pub«. Alexander Kruse verantwortet die administrativen Belange. Der Betriebswirt war bereits im In- und Ausland tätig, leitete zuletzt unter anderem das Hotel Drei Löwen in München und das Vier-Sterne-Mercure-Hotel Garmisch- Partenkirchen. Die Brüder sehen in der Übernahme eine große Chance. Philipp Kruse: »Die Acht Linden waren lange Zeit wie mein Kinderzimmer. Jetzt die Geschicke zu leiten, macht mich stolz.« Dabei sehen sich die Männer der Tradition des Hauses durchaus verpflichtet. Einen Richtungswechsel halten sie nicht für notwendig. Was allerdings nicht gleichbedeutend mit Stillstand sein soll. Denn einige Bereiche der Immobilie wurden bereits renoviert. Weitere sollen folgen. Zudem wollen sie unter anderem die Präsenz in den sozialen Medien stärken.
Ringhotel Zum Kreuz, Heidenheim/ Steinheim
In zweiter Generation führen Melanie Maier und Ehemann Marc ihr Hotel. Dass aus dem Vier-Sterne-Haus der Eltern, Gerda und Hans Henner, einmal ein Familienbetrieb würde, war allerdings nicht immer klar. Denn die drei Töchter hatten andere berufliche Pläne, allen voran Melanie Maier, die zunächst eine Lehre als Bankkauffrau absolvierte. »Das war nicht ganz mein Metier, aber eine gute Schule – vom Dienstleistungsgedanken bis hin zum Umgang mit Geld«, erinnert sie sich. Letztlich lag ihr die Hotellerie doch mehr im Blut als gedacht. Sie lernte Hotelfachfrau im Ringhotel Hohenlohe, schnupperte in die Ringhotels-Zentrale in München hinein und machte im Fernstudium den IHK-Abschluss zur Kaufmännischen Betriebswirtin. Als gelernter Schreiner und Diplom-Betriebswirt passte auch Marc Maier anfangs – beruflich gesehen – nicht so ganz in das Bild der Hoteliersfamilie. Doch spätestens mit dem Neubau von neun Doppelzimmern und sechs Juniorsuiten sowie dem Ausbau der Saunalandschaft »Schneckenhaus« im Jahr 2008 änderte sich das deutlich. Die Eltern trugen zwar die Investition, ließen Melanie und Marc Maier bei der Gestaltung jedoch absolut freie Hand. Zum 1. Juli 2014 haben die beiden das elterliche Hotel dann vollständig übernommen. »Bereits seit 2006 war eigentlich klar, dass wir das Haus übernehmen möchten. Wir haben uns deswegen für die Übergabe auch keine Unterstützung geholt«, betont Melanie Maier. Auch in ihrer neuen Rolle fühlt sie sich nach wie vor dem Erbe verpflichtet: »Wir wollen genauso erfolgreich sein wie bisher, doch wir sehen den Betrieb für die Zukunft gut aufgestellt.« Während sich ihr Vater nun einer ganz anderen Aufgabe widmet – er betreibt die Berghütte Kraterblick, sitzt Mutter Gerda nach wie vor mit im Boot, und zwar bei beiden Betrieben: Sie kümmert sich um die Buchhaltung. »Wir arbeiten sehr gut zusammen, jedoch jeder für sich«, sagt Melanie Maier. Der Tipp der Familie für eine reibungslose Übergabe: Frühzeitig daran denken. Und: »Die Entscheidungen sollten danach allein die Nachfolger treffen.
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